Es ist 21/00 Uhr Karl weckt uns zu Gipfelnacht. Sechs Stunden ruhen liegen hinter uns, dösen Musik nur kein echter Schlaf.
Unsere Sachen hatten wir mit in den Schlafsack genommen damit sie nicht stocksteif und kalt beim anziehen sind, wie automatisch ziehe ich mich im Zelt an, all die Bewegungen bin ich gewohnt. Draußen höre ich die Porter und ich merke now, es ist soweit.
Draußen eine klare Mondnacht, die Landschaft ist unwirklich, die Wolken unter uns werden durch das Licht des Mondes beschienen, Sterne funkeln am tiefblauen Himmel, alles ist klar zu erkennen. Unten in der Ebene können wir Lichter sehen, 60-70 km entfernt. Das gelbe Verpflegungs- und Gruppenzelt leuchten von innen und bildet einen farblichen Kontrast zum Rest.
Ich habe eine Stille in mir, aufmerksam und klar beobachte ich alles, spüre die Kälte die stark zwischen 00/00 und 03/00 Uhr morgens zunehmen soll, habe einen Riesen Respekt davor. Essen geht um diese Zeit nur widerwillig aber der Körper braucht die Energie. Habe in meine Hosentasche Energy Gummis eingepackt.
23/00 Uhr es ist soweit und wir gehen langsam Pole Pole wie an Perlenkette aufgezogen los, es werden nur einzelne Worte gewechselt und keinen ist richtig nach reden zumute.
Die 4000er Marke zu überqueren war schon ein Highlight, nun haben wir die 5000 er Marke erklommen. Bei jedem Atemzug merke ich die Kälte und die zunehmende Höhe.
Wir haben das ansteigende Plateau verlassen und gehen nun in kurzen Serpentinen dem Gipfel entgegen, ich denke nicht mehr bin nur noch bei meinen Schritten und der Kälte, versuche die Energy Gummis zu essen die immer mehr im Mund werden. Spüle immer wieder zwischen den Atemzügen mit Wasser aus meiner Trinkblase im Rucksack nach und merke wie mein Ventil vereist, nur mit großer Anstrengung und kräftigem ziehen bekomme ich noch Wasser bis es dann gänzlich vereist.
Mit uns ist die US Gruppe im Anstieg, ein Junge mit seiner Mutter dabei, er vielleicht 12-13 Jahre… er liegt völlig entkräftet im Schotter aus seinem Mund läuft Erbrochenes, seine Mutter denkt immer noch an den Aufstieg. Dieser überzogene unmenschliche Ehrgeiz schockt mich, dieses Bild hat sich in meinen Kopf eingebrannt, habe einen dicken Klops im Hals. Unser souveräner Karl mit soviel Erfahrung ist fassungslos und Schimpft so habe ich ihn auch noch nicht erlebt.
Weiter geht es die Serpentinen hinauf, eine brutale Anstrengung mein Herz Klopft bis zum Hals und ich mag bewusst nicht nach oben schauen, versuche mich auf jeden Schritt im jetzt und hier zu konzentrieren.
Wenig später, aus dem nichts merke ich wie mir komisch wird ich ignoriere es gehe einfach weiter, Schwindel kommt auf und drei Serpentinen weiter muss ich mich übergeben.
Ich weiß nicht mehr wirklich was und wie, nur das zwei guides bei mir sind und meinen Rucksack abnehmen… ich soll mich nach vorne beugen, höre die Stimme von Karl der mir nun genau gegenüber steht. Wir stehen 20cm voneinander entfernt schauen uns tief in die Augen und ich sagen: „ Karl ich habe ein Versprechen abgegeben, habe meinen lieben zuhause versprochen dass, wenn sowas Eintritt ich umkehre und dieses Versprechen einhalte. Er schaut mich an und sagt :“ Chris ein guter Bergsteiger weiß wann er umzukehren hat und ich irre stolz auf meine Leistung sein kann „ breche in Tränen der Enttäuschungen aus um umarme Karl so fest ich kann, weiß aber gleichzeitig dass es mit der Höhenkrankheit die einzige richtige Entscheidung ist und bin auch gleichzeitig erleichtert dass ich mich für meine Gesundheit entschieden habe.
Es heißt nun rasch abzusteigen, aus der Höhe rauszukommen. Bekomme einen Guide zugestellt der meinen Rucksack nimmt und wir zusammen im Eiltempo absteigen. Mein Kopf ist leer, bin verwirrt wie schnell es plötzlich ging dass mich die Höhenkrankheit überfallen hat.
Es ist unglaublich kalt, mein Blick ist nun bergab gewandt in die Ebene, am Horizont kommt der erste Lichtschimmer der aufgehende Sonne, habe das Gefühl für Zeit und Raum verloren und folge nur fast laufend meinen Guide, wir sind nun völlig alleine in dieser Mondlandschaft, kein Geräusch was wir nicht selber erzeugen und vor uns der aufgehende Tag. Wir stoppen und die Seele von Mensch holt zwei „Caprisonne“ aus seinem Rucksack, wir setzen uns hin, still, keiner sagt was und schauen dem Schauspiel des Natur zu . Es ist mein magic Moment auf dieser Tour, ich durfte leider nicht den Gipfel erklimmen, aber habe dafür ein Geschenk bekommen was dann keiner hatte. Diese Magie des Berges, die Stille weit über 5500 Meter und der Blick auf den unter uns liegenden Mount Mavenci mit seinen fast 5200 Metern , dabei ein Caprisonne trinken. Ich bin glücklich und es ist wohl der schönste Ort in meinem Leben wo ich je ein Getränk genießen durfte.
Mir geht es mit absteigender Höhe besser, körperlich leer und kaputt aber tief dankbar diesen Moment erlebt zu haben.
Gegen 10/00 Uhr sind wir wieder im Barafu Camp, hier treffen ich auf unser Teammitglied Sarah die wie ich nicht oben sein konnte. Sie kommt auf mich zu, Wortlos umarmen wir uns so fest wie wir können und lassen unseren Gefühlen freien Lauf.
Ich verkrieche mich in mein Zelt, versuche zu ruhen, die Gedanken zu sammeln und das erlebte nur annähend zu verstehen. Wir müssen heute nach dem Mittag nochmal alle 1600 Meter absteigen, es war bis jetzt nur die Hälfte des Weges.





















